Lebensweise: Der Gesamtbestand an Hawaiigänsen betrug
Ende des 18.Jahrhundert ca.25 000 Individuen. Jagd und tierische Feinde
führten um 1950 zu einem Tiefstand mit 35 Tieren. Einsetzende
Schutzmaßnahmen, die Errichtung der Prohakuloa - Zuchtstation auf
Hawaii und die ausgezeichneten Zuchterfolge des Wildfowl Trust
bewahrten die Art vor dem Aussterben. Während 1950 Wildvögel für die
Zuchtstationen eingefangen werden mußten, konnten zwischen 1960 und
1972 auf Hawaii und Maui 1195 Tiere, davon 197 aus Slimbridge, die
übrigen aus der Prohakuloa-Station ausgesetzt werden. Um 1978 lebten
etwa 600 Wildvögel auf Hawaii, 200 auf Maui und über 1250 in
Zuchtgehegen und Zoos der Welt, etwa 200 davon im englischen Wildfowl -
Trust.
Die Brutgebiete der Hawaiigänse liegen auf den steppenartig bewachsenen
Lavafeldern der Vulkankegel des Mauna Loa in über 2000 m Höhe. Infolge
ganzjährig hoher Niederschläge und starker Taubildung gedeihen auf
dieser, von Lavaströmen durchzogenen Landschaft vielerlei Gräser,
Beerensträucher, wilde Erdbeeren und andere flachwachsende Pflanzen.
Permanent wasserführende Tümpel oder Bäche gibt es hier nicht. Die
Brutzeit der Hawaiigänse liegt im Winter. Vom November bis Februar,
hauptsächlich um die Wintersonnenwende, traf man brütende Weibchen an.
Die Nester werden in gescharrten Erdmulden errichtet und mit
Pflanzenmaterial, später mit Dunen ausgelegt. Die normale Gelegestärke
beträgt 5 - 7 Eier, oft aber auch weniger. Sie sind rahmfarben.
Nachgelege fand man von Wildvögeln nicht. Die Brutdauer beträgt 29
Tage. Die langen Nächte des Hawaii - Winters haben eine langsame
Wachstumsrate der Jungen zur Folge. Erst im Alter von 5 Wochen zeigen
sich die ersten schmutziggrauen Federn, 8 - 12 Wochen benötigen sie zur
Erlangung der Flugfähigkeit. Während der Aufzuchtperiode vollzieht sich
auch die Schwingenmauser der Altögel, die sie etwa 4 - 6 Wochen
flugunfähig macht. Raubwild wie Hunde, Katzen, Mungos, Ratten und
Schweine bedeuten in diesen Wochen eine große Gefahr für die Gänse. Zum
Mai hin scharen sich die Hawaiigänse zusammen und ziehen bis zum August
in tiefer gelegene Gebiete ab. Dort hat sich jedoch die Vegetation
durch den vermehrten Zuckerrohranbau und durch die rapide Zunahme
einiger angesiedelter Tropenpflanzen derart verändert, daß sie den
ökologischen Ansprüchen der Hawaiigänse nicht mehr zu entsprechen
scheint. Ein Teil der Gänse verbringt heute die Sommermonate in
wesentlich höher gelegenen Gebieten als früher.
Nahrung in der Natur:
Sie besteht vorwiegend aus frischen Gräsern und Blättern verschiedener
Kräuter, Samen der Gräser und Binsen und im Herbst aus den Beeren
veschiedener Sträucher sowie aus Erdbeeren. Ihren Trinkwasserbedarf
decken die Hawaiigänse aus den Nebelniederschlägen und dem Tau an den
Pflanzen.
Haltung und Zucht:
Die ersten Hawaiigänse wurden bereits 1823 in England importiert, wo
sie ein Jahr später erfolgreich züchteten. Der Berliner Zoo erhielt
diese Art erstmals 1849. In den folgenden Jahrzehnten - etwa bis um die
Jahrhundertwende - gelang ihre Zucht fast regelmäßig, so unter anderen
in den Zoos Berlin und Köln sowie bei dem holländischen Züchter BLAAUW.
Wohl infolge Inzucht blieben weitere Erfolge nach der Jahrhundertwende
aus. Mit der Einrichtung der Prohakuloa - Zuchtstation wurden 1950 auch
dem Wildfowl Trust ein Ganter und zwei Weibchen übergegen. Mit diesen
drei Tieren und zwei weiteren Gantern, die von Hawaii geholt wurden,
konnte ab 1952 eine so erfolgreiche Hawaiigans - Zucht aufgebaut werden
(weit über 700 Jungtiere wuchsen auf) daß seit Mitte der 60er Jahre
einzelne Paare an Zoos vergeben und ab Herbst 1973 an Züchter verkauft
werden konnten. Danach setzte eine noch erfolgreichere Vermehrung ein;
z.B.wuchsen im Zoo Berlin ab 1971 über 60 Hawaiigänse auf. Hawaiigänse
werden auf Rasenflächen gehalten. Ein Badeteich wird nur von Tieren
aufgesucht, die tieferes Wasser gewöhnt sind, Begattungen erfolgen auf
dem Lande. Hawaiigänse werden ab Dezember brutaktiv und die Ganter
damit bösartig zu kleineren Arten. In klimatisch ungünstigen Lagen ist
ein Schutzhaus zu bieten, in dem das Nest vorbereitet wird. Während die
Hawaiigänse im Wildfowl Trust anfangs paarweise in 250 qm großen
Einzelgehegen gezüchtet wurden, ist man jetzt zur Schwarmbildung
übergegangen und hat damit offenbar bessere Zuchterfolge.
Eiablage ab Januar, hauptsächlich im Februar und März, Nachgelege bis
Mai; nach KEAR beginnt sie ab Tageslängen von 8,8 Stunden, verstärkt
bei 9,5 Stunden Tageslänge, bei 13,8 Stunden Helligkeit setzt die
Mauser ein. Etwa 50% der Weibchen in Slimbridge bringen ein, 7% zwei
Nachgelege. Die Mehrzahl der Küken wächst mit den Eltern heran. Die
Entwicklung der Junggänse verläuft im Trust schneller als bei
Wildvögeln (Flugfähikeit ab 9. statt 12. Woche). Die geschlechtliche
Reife setzt gegen Ende des 2.Lebensjahres ein, doch haben auch
einjährige Weibchen gelegt und einjährige Ganter befruchtet.