Laudatio
bei Bundespräsident Johannes Rau am 10.5.2002
im Schloss Bellevue in Berlin
an Preisträger Werner Semmler, Fulwell-Park,
Umkirch bei Freiburg
Verehrte Damen und Herren,
Muss man erst gestorben sein, um mit großen Werken berühmt und anerkannt zu werden?
Und warum ist das wohl so?
Wir ehrten soeben den Fürst-Pückler-Park als eine Parkanlage von Weltruf, die Symbol für die deutsch-polnische Freundschaft wurde und als Weltkulturgut die Erinnerung an den großen Schöpfer bewahrt. Als Pückler seine Landschaftsparks schuf erntete er (wie fast alle Künstler) viel Kritik und wenig Begeisterung. Nun, 131 Jahre nach seinem Tod, schicken wir uns an, seine Werke zu verstehen und vorbehaltlos anzuerkennen.
Wir wollen aber nicht nur in der Vergangenheit geschaffene und heute überwiegend vom Staat mit Steuergeldern erhaltene Kunst und Kultur anerkennen, sondern insbesondere private Initiative, staatsbürgerliches Engagement und Kunst und Kultur der Gegenwart.
Würden Sie, meine Damen und Herren, es Pückler nachmachen und Ihr Geld in ein unrentables Parkwerk investieren?
Würden Sie der Natur ein Denkmal bauen und sich dafür auch noch anfeinden lassen?
Doch es gibt - als Park-Schöpfer - einen "Pückler" unserer Tage.
Er sagte mir in einem Gespräch:
"Bis die von mir gepflanzten Naturgeschöpfe in meinem Park groß sind und ihre Schönheit zeigen, werde ich nicht mehr leben. Ich bin darauf angewiesen, davon zu träumen.
Aber wenn das Gesetz gültig bleiben soll, wonach - nicht nur bei Schiller - Ros und Lilien immer wieder blühn, dann müssen wir auch etwas für die Zukunft tun."
Werner Semmler bewahrten den von Königin Auguste Viktoria von Portugal, Prinzessin von Hohenzollern, begründeten Fulwell-Park in Umkirch bei Freiburg, der zu einem Hausgarten von einem Hektar verkümmert war, vor dem endgültigen Untergang. Er ersteigerte den verwahrlosten ehemaligen Landsitz, kaufte die abgetrennten Parkteile wieder mühsam zurück und errichtete in einer reizvollen Kulturlandschaft am Oberrhein - ausschließlich mit eigenen Mitteln - ein beeindruckendes, rund zehn Hektar großes Gartenkulturwerk. Mit Beratung des langjährigen Betreuers und Bewahrers der Parkwerke Pücklers in schwieriger Zeit und großen Mannes der deutschen Gartenkunst, des Cottbusser Ehrenbürgers, Garten- und Landschaftsarchitekten und Pückler-Publizisten Helmut Rippl (den ich unter uns begrüßen darf) wurde es ein bezauberndes Pückler'sches Juniorwerk. Es gelang Werner Semmler in seinem Landschaftspark, nach dem Vorbild Pücklers, Kaiserstuhl und Hochschwarzwald im Parkbild zu focussieren.
Das Ergebnis ist eine große Kulturtat, die den Europäischen Gartenkultur-Schöpfungspreis verdient.
Ich darf Herrn Semmler zu mir bitten und die Urkunde verlesen:
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