Heute heißt der Park
wieder nach der 1890 geborenen Auguste Viktoria. Ihr Gatte Emanuell II.
war nach einem tödlichen Attentat auf seinen Vater und seinen Bruder
als 18-jähriger auf den portugiesischen Thron gekommen. Doch nach nur
zweijähriger Regierungszeit dankte er 1910 auf Druck der Republikaner
ab und flüchtete auf seinen englischen Landsitz bei London. Dort im
Exil heiratete er Auguste Viktoria, die so zur Königin von Portugal
wurde. Die beiden bekamen keine Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes im
Jahre 1932 gab ihr Bruder Friedrich von Hohenzollern der Witwe acht
Hektar von seinem Umkircher Grundbesitz ab, wo sie das Schloss in
seiner direkten Nachbarschaft baute. Sie starb 1966.
Zahlreiche
regionale Handwerker waren damals am Bau beteiligt, so der überregional
bekannte Freiburger Kunstschlossermeister Walter Eglau und die Firma
Rudolf Philippbar, die Marmorkamine einbaute. Innen befinden sich
breite Treppenaufgänge zu den verschiedenen Stockwerken. Die Fassade
bekam einen edlen Terranova-Putz. Zehn Meister der "Möbelhalle
vereinigter Schreinermeister eGmbH" aus Freiburg lieferten besonders
solide Einzelmöbel, Einbauschränke und die Kücheneinrichtung.
Die
solide Bauweise genießt Werner Semmler noch heute. "Es ist ein
wunderbar gebautes Haus," sagt er. "Man merkt es an kleinen Details, so
lassen sich die Schlagläden mit einer kleinen Kurbel öffnen. Es gibt
auch eine perfekt funktionierende Belüftung, so dass keinerlei
Feuchtigkeit in den Wänden ist. Der portugiesische Adel war irrsinnig
reich und der Architekt war genial", schwärmt er. Auch der Fürst von
Hohenzollern, dem das Anwesen früher gehörte, hat dort rund zehn Jahre
gern gewohnt. Sein Schloss wurde nämlich 1946 von der französischen
Besatzungsmacht in Beschlag genommen. Der französische Gouverneur
Pierre Pène lebte bis zum Sommer 1952 darin.
In
den folgenden Jahrzehnten konnte das Fürstenhaus viel von seinem
Umkircher Besitz nicht mehr halten. Das Haus des Verwalters wurde
ebenso verkauft wie große Teile des Parks, die in Ackerland verwandelt
wurden. Schließlich pachtete die Universität Freiburg das Schloss und
richtete dort 1957 ihre "Psychosomatische Universitätsklinik" ein, eine
der ersten Kliniken dieser Art in Deutschland. Mit diesem Schritt war
eine gründliche Veränderung im Inneren verbunden: Die wertvollen
Kachelöfen und Holzeinbauten ließ die Uniklinik herausreißen und alle
Wände grün anstreichen. "Billigrenovation", nennt Werner Semmler die
damalige unsensible Vorgehensweise. Vor dem Eingangstor zu dem Anwesen
entstand sogar eine Bushaltestelle "Landhaus", über deren Verlegung
jüngst in der Gemeinde gestritten wurde. 1979 wurde die Klinik aber
endgültig zu klein und das Haus wechselte abermals seinen Besitzer,
diesmal ging es an einen Versicherungsmakler, einige Jahre später an
eine Aktiengesellschaft.
Werner
Semmler ist 1993 mit seinem Einzug ins Schloss unfreiwillig zu einem
Bauführer geworden, der sich zunächst dem Parkgelände angenommen und es
durch Ankäufe wieder auf seine ursprüngliche Größe gebracht hat. Nun
soll das Haus selbst einige behutsame Veränderungen erfahren. So will
er dem Anwesen, das in eine Stiftung überführt werden soll, durch
Veranstaltungen ein wirtschaftliches Überleben gewährleisten. Semmler
mag eher den morbiden Charme sichtbarer Alterungsprozesse und es ist
deshalb nicht zu befürchten, dass das Haus oberflächlich "aufgehübscht"
wird. Aber Kachelöfen hat er sich wieder besorgt und an den alten
Stellen aufgestellt. Ansonsten bewohnt der Hausherr eigentlich nur drei
Zimmer im Schloss nebst Küche und Bad.