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Badische Zeitung: Ein Schloss im englischen Landhausstil

Werner Semmler hat als heutiger Eigentümer den Park erneuert. Im Juli gab er die viel bestaunte Kulisse für eine Fernsehhochzeit. (Image: Kati Wortelkamp)

UMKIRCH Hochhäuser, eine vierspurige Teilumfahrung, viel Gewerbe – Umkirch ist ein moderner Trabant im Ballungsraum Freiburg. Für Ortsfremde ist es kaum zu ahnen, dass hier auch Geschichte zu Hause ist – im Wortsinne: gleich vier Bauwerke mit einem Werdegang als Burgen oder Schlösser zählt die Umkircher Gemarkung. Die Badische Zeitung stellte diese Anwesen und ihre jetzigen Nutzer vor. Heute: das Landhaus der einstigen Königin von Portugal.

http://www.badische-zeitung.de/umkirch/ein-schloss-im-englischen-landhausstil--5210480.html 


Es ist leicht zu übersehen auf der Fahrt von Umkirch nach Waltershofen, das ehemalige Schloss der letzten Königin von Portugal, das heute wieder in einem wunderschönen Park liegt. Seit 1993 gehört es dem Donaueschinger Verleger und Publizisten Werner Semmler.

Das Schloss oder "Landhaus", wie es von den Umkirchern genannt wird, ist erst 1933 bis 1934 erbaut worden. Die Freiburger Zeitung schrieb damals: "Die Königin von Portugal, eine geborene Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen (also eine Schwester des Schloßherrn zu Umkirch), ist aus England, wo sie bisher auf ihrer Besitzung Fulwell-Park lebte, nach Deutschland zurückgekehrt. Neben dem alten Schloß zu Umkirch hat sie sich einen Landsitz erbauen lassen, der für die ganze Gegend eine Zier bedeutet." Die Nationalsozialisten, die damals schon den Inhalt der Zeitungen kontrollierten, schlachteten jedes Ereignis für ihre Zwecke aus und stellten den Neubau als vorbildliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für deutsche Arbeiter und Handwerker heraus. Auch "fremde Zahlungsmittel" seien durch den königlichen Umzug ins deutsche Land gekommen.

Die Zeitung betont aber auch die Schönheit des Neubaus und der Parkanlage. Die Königin habe sich in England viel mit Gärtnerei und Blumenzucht befasst und deshalb viel Wert auf ihre Umkircher Gartenanlage gelegt. Sie nannte sie ebenfalls "Fulwell-Park". Auch die schönen Ausblicke über freie Wiesen Richtung Kaiserstuhl und auf den Schwarzwald werden vom Autor hervorgehoben – Sichtschneisen, die der heutige Schlossherr Werner Semmler freigelegt hat.

Heute heißt der Park wieder nach der 1890 geborenen Auguste Viktoria. Ihr Gatte Emanuell II. war nach einem tödlichen Attentat auf seinen Vater und seinen Bruder als 18-jähriger auf den portugiesischen Thron gekommen. Doch nach nur zweijähriger Regierungszeit dankte er 1910 auf Druck der Republikaner ab und flüchtete auf seinen englischen Landsitz bei London. Dort im Exil heiratete er Auguste Viktoria, die so zur Königin von Portugal wurde. Die beiden bekamen keine Kinder. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1932 gab ihr Bruder Friedrich von Hohenzollern der Witwe acht Hektar von seinem Umkircher Grundbesitz ab, wo sie das Schloss in seiner direkten Nachbarschaft baute. Sie starb 1966.

Zahlreiche regionale Handwerker waren damals am Bau beteiligt, so der überregional bekannte Freiburger Kunstschlossermeister Walter Eglau und die Firma Rudolf Philippbar, die Marmorkamine einbaute. Innen befinden sich breite Treppenaufgänge zu den verschiedenen Stockwerken. Die Fassade bekam einen edlen Terranova-Putz. Zehn Meister der "Möbelhalle vereinigter Schreinermeister eGmbH" aus Freiburg lieferten besonders solide Einzelmöbel, Einbauschränke und die Kücheneinrichtung.

Die solide Bauweise genießt Werner Semmler noch heute. "Es ist ein wunderbar gebautes Haus," sagt er. "Man merkt es an kleinen Details, so lassen sich die Schlagläden mit einer kleinen Kurbel öffnen. Es gibt auch eine perfekt funktionierende Belüftung, so dass keinerlei Feuchtigkeit in den Wänden ist. Der portugiesische Adel war irrsinnig reich und der Architekt war genial", schwärmt er. Auch der Fürst von Hohenzollern, dem das Anwesen früher gehörte, hat dort rund zehn Jahre gern gewohnt. Sein Schloss wurde nämlich 1946 von der französischen Besatzungsmacht in Beschlag genommen. Der französische Gouverneur Pierre Pène lebte bis zum Sommer 1952 darin.

In den folgenden Jahrzehnten konnte das Fürstenhaus viel von seinem Umkircher Besitz nicht mehr halten. Das Haus des Verwalters wurde ebenso verkauft wie große Teile des Parks, die in Ackerland verwandelt wurden. Schließlich pachtete die Universität Freiburg das Schloss und richtete dort 1957 ihre "Psychosomatische Universitätsklinik" ein, eine der ersten Kliniken dieser Art in Deutschland. Mit diesem Schritt war eine gründliche Veränderung im Inneren verbunden: Die wertvollen Kachelöfen und Holzeinbauten ließ die Uniklinik herausreißen und alle Wände grün anstreichen. "Billigrenovation", nennt Werner Semmler die damalige unsensible Vorgehensweise. Vor dem Eingangstor zu dem Anwesen entstand sogar eine Bushaltestelle "Landhaus", über deren Verlegung jüngst in der Gemeinde gestritten wurde. 1979 wurde die Klinik aber endgültig zu klein und das Haus wechselte abermals seinen Besitzer, diesmal ging es an einen Versicherungsmakler, einige Jahre später an eine Aktiengesellschaft.

Werner Semmler ist 1993 mit seinem Einzug ins Schloss unfreiwillig zu einem Bauführer geworden, der sich zunächst dem Parkgelände angenommen und es durch Ankäufe wieder auf seine ursprüngliche Größe gebracht hat. Nun soll das Haus selbst einige behutsame Veränderungen erfahren. So will er dem Anwesen, das in eine Stiftung überführt werden soll, durch Veranstaltungen ein wirtschaftliches Überleben gewährleisten. Semmler mag eher den morbiden Charme sichtbarer Alterungsprozesse und es ist deshalb nicht zu befürchten, dass das Haus oberflächlich "aufgehübscht" wird. Aber Kachelöfen hat er sich wieder besorgt und an den alten Stellen aufgestellt. Ansonsten bewohnt der Hausherr eigentlich nur drei Zimmer im Schloss nebst Küche und Bad.

Quelle: Badische Zeitung vom 13. September 2008


Author:   Chefredakteur (Queen-Auguste-Victoria-Park, Article No. 99)

Created on 9/9/2009 10:33 AM.

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Das von der portugiesischen Exil-Königin Auguste Viktoria erbaute Schloss im englischen Landhausstil liegt am Ende eines Parks. (Image: Kati Wortelkamp)  
   
 


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