UMKIRCH.
Anlässlich der Woche der Botanischen Gärten führte Werner Semmler
vergangenen Samstag rund 200 Interessierte durch den
Queen-Auguste-Victoria-Park in Umkirch. Auch viele Bewohner der
umliegenden Gemeinden, die den Park bisher nur beim Vorbeifahren hinter
den Hecken erahnen konnten, waren gekommen.
Fasziniert
von der Schönheit der Anlage folgte der Menschenpulk Werner Semmler
durch das rund 11 Hektar große Gelände. Seinen Schritten, durch
Begeisterung beflügelt, kamen die Zuhörer kaum hinterher. Da der Park
auch ohne Worte seine tiefe Wirkung entfaltete, war die allgemeine
Begeisterung dennoch groß. Semmler hat eine liebliche Auelandschaft mit
drei Teichen geschaffen, Bäume versetzt und neue gepflanzt,
Sichtschneisen und Lichttunnel geschaffen, Hügel aufgeworfen – kurz ein
Parkkunstwerk kreiert, für das ihn die Europäische Kulturstiftung im
Jahre 2002 mit dem Gartenkultur-Schöpfungspreis ausgezeichnet hat. Eine
noch größere Schönheit werde der Park erst in rund 20 Jahren entfalten,
wenn alle Pflanzen die Größe und Form erreicht haben werden, die Werner
Semmler in seinen Vorstellungen antizipiert hat. Dann werde das
"Konzert der Bäume" wegen der verschiedenen Farbakzentuierungen ein
Fest für die Augen sein.
1993 hatte der Publizist
und Verleger das Grundstück ersteigert und seitdem rundherum die
abgetrennten Parkteile des ehemaligen Landsitzes wieder aufgekauft. Das
Gelände sei nicht "für den menschlichen Gebrauch" bestimmt, sagt
Semmler, sondern soll ein Reservat für die Natur sein – eine Haltung,
die ihm nicht nur Freunde gemacht hat. Ein großer Bereich im Park darf
Wildnis sein, in der Heuschrecken, Käfer und anderes Getier wuseln und
als Nahrung für die über 60 Vogelarten im Park dienen. Der gebürtige
Donaueschinger liebt aber auch die Rosen, über 1000 Sorten gibt es im
Queen-Auguste-Victoria-Park. "Ich benutze keinerlei Spritz- oder
Düngemittel, um die Tiere nicht zu vergiften", sagte er. Leider hatte
der Regen der vergangenen Tage der blühenden Pracht den Garaus gemacht
und die Nasen der Besucher mussten auf den betörenden Duft der
Kartoffelrose und anderer Wildrosenarten verzichten. Zukünftig sollen
zwei bis drei Parkführungen im Jahr stattfinden, so dass es beim
nächsten Mal vielleicht klappt.
Von
der Artenvielfalt im Park waren vor allem die Vögel zu sehen, einige
vom ungewohnten Besuch aufgeschreckten Schwäne zogen ihre Kreise über
den Köpfen der Menschen, andere Wasservögel dümpelten in sicherer
Entfernung in den Teichen der Anlage. Die Tausende von Fröschen und
anderen Amphibien zeigten sich dagegen ebenso wenig wie Igel,
Eichhörnchen und Hase.
Damit das
Parkgelände für die Zukunft erhalten wird, hat Werner Semmler eine Idee
gehabt: Der Park soll in eine Stiftung überführt werden, deren Zweck
genau festgelegt wird. So will er sicherstellen, dass in Zukunft eine
schonende Nutzung des Parkes gewährleistet ist. Die Finanzierung soll
durch den Bau einer Orangerie gesichert werden, die für kleinere
Veranstaltungen genutzt werden kann. "Der Unterhalt des Parkes kostet
jährlich an die 200 000 Euro, das könnten Sie mit Eintrittskarten nicht
hereinbekommen", sagt der Parkbesitzer. Die heutige Gier nach immer
mehr "action" lasse den Europa-Park sich immer weiter in die Landschaft
fressen. "Es muss doch auch mal jemand nur was für die Natur machen",
gibt Semmler zu bedenken.
Die
Besucher und Besucherinnen waren geradezu überwältigt und stellten im
Anschluss an die Führung viele Fragen. Viele begaben sich auch allein
noch mal in das Gelände. "Ich war bis 18 Uhr im Park und war
anschließend ganz beseelt", sagte eine Besucherin. "Unglaublich, dass
wir dieses Edelparadies hier in Umkirch haben!"
Quelle: Badische Zeitung vom 13. Juni 2008