Nicht nur der französische König Ludwig XV nutzte (1744 im Erbfolgekrieg) die gute Aussicht vom Lorettoberg. Auch die katholische Kirche erkannte, dass der Berg dem Himmel so nah und die Aussicht auf Freiburg so schön war. Deswegen wurden im Ensemble der Lorettokapelle drei Kapellen gebaut. Sie wurden den Heiligen Maria, Anna und Joseph geweiht. Von jeder Kappelle aus hatte man besondere Sichten auf Freiburg und den Breisgau, das Zartener Becken, das Rheintal, die Vogesen und den Kaiserstuhl, den im Volksmund sogenannten Marienblick, Josephsblick und Annablick. Die Kirche dachte schon damals in „inspiratio” und vermittelte mit ihren Sakralbauten Inspiration für die Ausübung ihrer Religion.
Die genialen kirchlichen Baumeister nutzten die unschlagbare Aussicht von diesem Berg und setzen die Lorettokapelle in eine „Korrelation“ zu den eminenten anderen Gotteshäusern in der Freiburger Bucht, z.B. zum Freiburger Münster, zum Kloster St. Peter, zum Kloster Günterstal und anderen Sakralbauten im Rheintal und im Breisgau. Denn nur der Lorettoberg bot, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang, eine nahe Rundumsicht auf die Freiburger Bucht. Doch diese Einsicht ging bei den nachfolgenden Generationen verloren. Statt das einmalige Aussichts-Plateau für die Aussicht (oben) vom Bewuchs freizuhalten und die Bäume unterhalb wachsen zu lassen, ließen sie die Bäume oben wachsen und konnten danach nicht mehr vom Berg herunter sehen. Jetzt wurde die mit Wildwuchs zugewachsene Sichtachse von Schloss-Café auf die Klosterkirche Günterstal wieder geöffnet. Parkschöpfer Werner Semmler erkannte an einer alten Esche und zwei alten Buchen die ursprünglichen Leitbäume wieder und öffnete rechts und links von der Esche ein doppeltes Sichtfenster. Im Einvernehmen mit dem Eigentümer, dem Breisgauer Katholischer Religionsfond, ließ er die wertvollen Bäume freistellen und den Wildwuchs entfernen. Zum Vorschein kam erneut ein traumhaftes Landschaftsbild auf Günterstal und die Klosterkirche. Semmler bestimmte für die Zeit nach dem altersbedingten Abgang der alten Esche eine links davon stehende Linde als stellvertretenden Leitbaum für diese Sichtachse, die dann in Zukunft noch etwas breiter wird. Stiftungsdirektor Johannes Baumgartner ließ sich das Arbeitswerk des Gartenkünstlers zeigen und war begeistert.
Andreas B. Schmidt
Präsident Queen-Auguste-Victoria-Park e.V.
Europäisches Werk für Kultur, Kunst und Natur