Lebensweise: Das Brutvorkommen der Brandgans ist fast
ausnahmslos auf Salz - und Brackgewässer beziehungsweise auf
Süßwasserseen in deren unmittelbarer Nähe beschränkt. Entlang der Nord
- und Ostsee werden flache Sandküsten in den Buchten und die dem Lande
zugewandten seichten Strände der Inseln bewohnt. Nichtbrütende Tiere
halten sich bevorzugt im Bereich des Wattenmeeres auf. Die
innerasiatischen Populationen brüten an offenen, salzhaltigen Flachseen
der Steppengebiete. Auch außerhalb der Brutzeit leben die Brandgänse
überwiegend an Meeresküsten und auf Salz - und Brackwasserlagunen. Die
hiesigen Brutvögel kehren bereits ab Februar, meist im März, fest
verpaart in ihre Brutheimat zurück. Nach einer intensiven Balzperiode,
werden im April die Nistplätze in den Dünen, an Hängen, Dämmen und
Uferböschungen bezogen und wenig später die Nester in 1 - 2 m langen
Erdröhren, sehr gern in alten Kaninchen - oder Fuchsbauten und in
künstlich angelegten Brutröhren errichtet. In Ermanglung der Erdhöhlen
werden in neuerer Zeit frei stehende Nester unter Gebüsch oder im
dichten Strandroggen, zwischen Betonplatten der
Küstenbefestigungsanlagen und in den Räumen unbenutzter Baken erbaut.
In Zentralasien nisten die Brandgänse in den Röhren der Wüstenfüchse
und der Steppenmurmeltiere, sie benutzen aber auch Nischen in den
Steinherden und Grabhügeln verlassener Kirgisensiedlungen, oft weit
entfernt vom Brutgewässer. In einzelnen Gegenden werden auch Baumhöhlen
bis in 10 m Höhe bezogen. Die Eiablage beginnt an unseren Küsten Ende
April, in Innerasien um Mitte Mai. Das Vollgelege enthält 7 - 12
glattschalige, rahmfarbene Eier, die in 48stündigen Intervallen gelegt
werden. Die Brutdauer beträgt 28, zum Teil bis 30 Tage. Während das
Weibchen brütet, wacht der Ganter in Nestnähe, selten direkt vor dem
Höhleneingang.
Einen Tag nach dem Schlupf werden die Küken von beiden Eltern in
seichte Wasserstellen entlang des Ufersaumes oder ins Wattenmeer
geführt. An besonders günstigen Nahrungsstellen vermischen sich die
Familien. Ein Teil der Eltern verläßt dann die noch flugunfähigen
Junggänse, und es kommt zur Bildung von sogenannten Kindergärten; eine
häufig wechselnde Anzahl halbwüchsiger Gänse (bis zu 100) wird von
wenigen Altvögeln (vermutlich Nichtbrütern) betreut.
Nahrung in der Natur:
Sie wird überwiegend im Flachwasser aufgenommen und besteht aus kleinen
Schnecken, Muscheln, Würmern, Krebstierchen sowie Wasserinsekten und
deren Larven; dagegen werden nur wenige Land-und Wasserpflanzen
verzehrt.
Haltung und Zucht:
Brandgänse werden in Zoos, auf Parkgewässern und in zahlreichen
Privatanlagen gepflegt und gezüchtet. Ihr farbenfreudiges Gefieder und
die allgemeine Verträglichkeit nichtbrütender Tiere ließen sie zu
beliebten Ziergänsen werden. Die Unterbringung kann auf Teichen
unterschiedlichster Größe und Wasserqualität erfolgen. Werden jedoch
Zucherfolge erwartet, sollte das Gesellschaftsgehege nicht zu eng und
der Teich nicht zu klein sein, besser noch, man gewöhnt das Paar für
die Fortpflanzungszeit an ein Einzelgehege und läßt das Weibchen an
einem sicheren Platz im Schutzraum brüten. Bei der Überwinterung
erweisen sich Branggänse hinfälliger als Kasarkas, ohne Schutzraum oder
Bademöglichkeit sollten sie nicht überwintert werden.
Ernährungsprobleme gibt es mit den modernen Futtersorten nicht mehr,
doch sind Wasserlinsen, Hirse oder Garnelen eine willkommene
Zusatzkost. Die Zucht der Brandgänse bereitet kaum Probleme und
verläuft in der Regel verlustarm. Ab Dezember bildet das Männchen den
Stirnhöcker aus. Beginnend mit der Balz und der Brutreviersuche (etwa
ab Februar) werden die Ganter recht bösartig und führen mit bestimmten
Teichbewohnern heftige Kämpfe aus, die oft zur Beunruhigung weiterer
Paare führen. Andererseits führt ein abgesondertes Paar ein nahezu
vollendetes "Ehe-und Familienleben". Die Eiablage beginnt ab Ende März,
meist in der ersten Aprilhälfte. Die Brutpausen werden im letzten
Brutdrittel bemerkenswert verlängert, bis zu 6mal täglich. Die Küken
sind in der Futteraufnahme keineswegs wählerisch und entwickeln ab der
2. Woche einen enormen Stoffumsatz. Im Alter von 45 - 50 Tagen sind die
Junggänse voll befiedert, unternehmen Flugübungen, und die Geschlechter
lassen sich außer am Flügel nun auch an der Größe erkennen. Das
Männchen wirkt voller, das Weibchen mit dünnerem Hals und kleinerem
Kopf. Ab der 10. Woche zeigen sich die ersten schwarzen Federn des
Alterskleides an Schultern, Kopfseiten und Hals, wenig später mausert
das braune Brustschild durch. Bis Dezember ist das gesamte
Kleingefieder und ein Teil der Flügeldecken gewechselt. Brutaktivitäten
sind ab 2. Lebensjahr zu erwarten.